Auslandseinsätze
Mit der deutschen Organisation „Die Ärzte für Afrika e.V.“ wurde im Dezember 2021 ein zweiwöchiger Einsatz auf dem urologischen Fachgebiet im Margret Marquart Catholic Hospital (MMCH), Kpando, Ghana durchgeführt. In Ghana ist die Versorgung mit Urologischen FachärztInnen vor allem auf die Großstädte konzentriert, während ländlich gelegene Regionen kaum eine urologische Versorgung zur Verfügung stellen können. Die Organisation „Die Ärzte für Afrika e.V.“ führt aufgrund dessen zwei- bis dreimal jährlich Einsätze an sechs kleinen bis mittelgroßen Ghanaischen Kliniken durch, um sowohl die ambulante als auch stationäre und operative urologische Versorgung in diesen Gebieten sicherzustellen.
Im Rahmen des Einsatzes konnten von den drei anwesenden UrologInnen 238 ambulante Konsultationen, sowie 30 operative Eingriffe durchgeführt werden. Darunter waren vor allem Eingriffe bei benignem Prostatasyndrom (n=10 offene Adenomektomien, sowie n=8 transurethrale Prostataresektionen), sowie Eingriffe am männlichen Genitale. Die Eingriffe fanden stets in Spinalanästhesie statt. Eingriffe größeren Schwierigkeitsgrades, welche z.B. einer Intubationsnarkose oder einer postoperative Intensivbetreuung bedürfen, können aufgrund Mangels an entsprechenden Kapazitäten nicht durchgeführt werden.
Zudem wurde im Rahmen des Aufenthaltes eine systematisierte Auswertung der lokalen Kulturen uropathogener Erreger durchgeführt, die statistische Auswertung läuft noch. Jedoch zeigen erste Daten beunruhigende Resistenzlagen uropathogener Erreger gegen viele Standardantibiotika (z.B. >90% für Aminopenicilline + ß-Lactamantibiotika, >80% für Cefalosporine und Tetracycline).
Durch das Erdbeben im August 2021 kam es in Haiti zu einem hohen Aufkommen an Verletzen, wodurch die lokale medizinische Versorgung überlastet wurde. Gemeinsam mit einer Öl-Knappheit führte dies in ganz Haiti zu bürgerkriegsartigen Zuständen.
Im November 2021 versorgten wir in Les Cayes für 4 Wochen die verbliebenen stationären Erdbebenopfer. Die meisten Patienten hatten Pseudarthrosen und Osteomyelitiden. Aufgrund der sehr schlechten operativen Ausstattung waren komplexe Rekonstruktionen nicht möglich und lediglich offene Wundbehandlungen der Infekte möglich.
1) räumliche Gegebenheiten in Haiti
2)Frakturheilung im Fixateur
3+4) offene Tibiafrakur mit keystone flap gedeckt
Der Einsatz in Nepal 2019 erfolgte im Rahmen einer Klinik-Partnerschaft mit dem Dhulikhel Hospital in der Nähe der Hauptstadt Kathmandu. Das Hospital ist ein Lehrkrankenhaus der Universität von Kathmandu und wurde 1996 gegründet.
Durch ein fehlendes Versicherungssystem und eine permanente Unterfinanzierung des Gesundheitssystems, fehlen Ressourcen und Möglichkeiten zur Behandlung von Verletzungen und Krankheiten. Doch trotz der erschwerten Infrastruktur, sind die Mediziner vor Ort bemüht im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen westlichen Standard zu etablieren.
Die vorhandenen Implantate waren den hiesigen nachempfunden und die Frakturstabilisierung erfolgte ebenso nach den bekannten AO-Prinzipien. Die OP-Ausstattung, wie ein Bildwandler oder eine medizinische Bohrmaschine waren durch Spenden anderer Länder mit finanziert.
III°ig offene Unterschenkelfraktur eines 12-jährigen mit den prä- und postoperativen Röntgenbildern
nicht dislozierte Acetabulumfraktur mit perkutaner Schraubenosteosynthese
Die Zentralafrikanische Republik (CAR) ist laut United Nations Development Index das ärmste Land der Welt (188 von 188) und politisch hoch instabil.
Im Mai 2018 kam es zu politisch-religiös motivierten Unruhen in der CAR, die eine erhöhte medizinische Versorgung notwendig machten. In einem 4 Wochen Zeitraum behandelten wir vorwiegend Verkehrs- und Gewaltopfer. Die häufigsten Gewalttaten wurden durch Schusswaffen, Messer und stumpfe Schläge verursacht.
Die schlechte medizinische Infrastruktur machte die Versorgung schwerer Verletzungen schwierig. So musste zum Beispiel auf einen Bildwandler oder auf elektrische Bohrmaschinen verzichtet werden. Aufgrund fehlender Implantate wurden die Frakturen mit einem Fixateur externe versorgt. Die meisten Weichteildefekte wurden durch lokale Schwenklappenplastiken gedeckt.
Das Land, das seit kurzem wieder in den Medien präsent ist, zählt seit Jahren zu einem der tödlichsten Terrorländern der Welt. Der Einsatz war 2016 im aktiven Kriegsgebiet Lashkar Gha mit der NGO "Emergency" https://en.emergency.it/.
In 3 Monaten wurden 282 Schuss-, 137 Bombensplitter- und 44 Landminenverletzungen behandelt. In diesem Zeitraum mussten 29 Amputationen durchgeführt werden und 70 Notfalllaparotomien.
Jeden Monat gibt es in ganz Afghanistan 200 Minenopfer, auf 3 Einwohner kommt im Schnitt eine Landmine.
Beeindruckend waren die chirurgischen Fähigkeiten der Kollegen vor Ort. Es zeigte sich, dass die menschlichen Skills im Vordergrund stehen und somit das Überleben der Opfer entscheiden und keine High-tech Medizin. Die ChirurgInnen des Emergency Spital in Lashkar Gar sind unter den Besten mit denen wir je zusammen gearbeitet haben. Sie haben eigene Techniken entwickelt, die extrem effektiv sind.
Ein weiterer Einsatz mit der NGO Emergency erfolgte in Sierra Leone im Krankenhaus in Freetown. Sierra Leone belegte 2019 mit 0,452 Punkten den 182. Platz von 189 Ländern im Human Development Index.
Durch fehlende Sicherheitsstandards und mangelnde Aufklärung ist das Aufkommen schwerer Verletzungen enorm und sowohl lokale als auch NGO Krankenhäuser arbeiten weit über ihrem Kapazitätslimit. In 3 Monaten haben wir 354 Frakturen in Freetown behandelt, 239 davon operativ. Der Anteil offener Frakturen beträgt aufgrund der schwereren Traumata bis zu 36%. Die häufigste Fraktur im Krankenhaus ist die Tibiaschaftfraktur (N=94), gefolgt von der Femurschaftfraktur (N=52). Da teure „westliche“ Implantate und Instrumente nicht vorhanden sind muss mit den vorhandenen Materialien improvisiert werden. Somit ist hier vor allem die Kreativität des westlichen Chirurgen gefragt, die von den gewohnten Standards bei mangelnden Ressourcen abweichen müssen.
Die eigene Arbeit vor Ort erstreckte sich in der Anleitung des medizinische Personals von der Indikationsstellung über die Therapie bis hin zur Nachbehandlung. Im Gegensatz zu anderen Einsatzgebieten erfüllte der Operationssaal nahezu europäische Standards. Auch Implantate zur Versorgung der Verletzungen waren vorhanden, so dass vor allem die eigene unfallchirurgische Expertise an die Kollegen weiter gegeben werden konnte.